La casa de ciclista Guadalajara

Nach 5 Reisetagen bin ich im Casa de ciclista in Guadalajara angekommen. Nachdem ich schon in Peru, Ecuador und Kolumbien gute Erfahrungen gemacht habe, wurden meine Erwartungen hier uebertroffen, da es neben einer freien Uebernachtungsmoeglichkeit hier auch eine super Werkstatt hat, wo ich mein Fahrrad wieder auf Vordermann bringen kann.

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Neben mir uebernachten ausserdem noch Brendan (Irland) und Jerrard (San Francisco) hier, welche vom Norden nach Sueden reisen. Brendan will mit dem Fahrrad bis nach Argentinien fahren und dann per Flieger nach Suedafrika reisen, wo er mit dem Fahrrad bis nach Irland hochfahren moechte, Zeit: 2 Jahre. Fuer mich ist es immer wieder cool, meine Erfahrungen und Erlebnisse mit den anderen austauschen zu koennen und ueber das Leben als Radfahren zu philosophieren.

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Guadalajara ist die zweitgroesste Stadt von Mexico mit ueber 4 Millionen Einwohnern. Doch die Radfahrerbewegung hier ist gross und es gibt jeden Abend um 22.00 Uhr Rundfahrten, an welchen alle Leute die Lust haben teilnehmen koennen. Als wir mit dem Casa de ciclista gingen, kamen ueber 100 Leute, die Strassen werden dafuer zum Teil von der Feuerwehr abgesperrt. Denn es geht vor allem darum, die gleichen Rechte den Radfahrern hier in Mexico zu geben, wie es zum Teil in Europa und anderen Laendern der Fall ist. Ein weiterer toller Anlass ist jeden Sonntag, an welchem die ueber 10 km lange Hauptstrasse durch Guadalajara fuer die Radfahrer abgesperrt wird. Es ist eine richtige Freude mit dem Fahrrad hier in Guadalajara unterwegs zu sein.

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Da ich mich hier sehr wohlfuehle, werde ich mit den anderen Fahrradfahrern hier Weihnachten feiern, bevor ich dann zur Baja California weiterradeln werde. Im Casa de ciclista lebt es sich wie in einer Wohngemeinschaft und da die Haare von uns allen lang waren, liessen wir uns die Haare von Masha, einem Mitglied des Casa de ciclista, die Haare schneiden.

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Nun haben wir alle den gleichen Radlerlook und koennen unsere Reise ohne Shampoo weiterfuehren. Frohes Fest wuenscht euch allen SYDNEY

el viaje sigue finalmente

Nach 2 Monaten Kuenstlerpause bin ich am 12. Dezember von Queretaro Richtung Guadalajara losgefahren. Doch bereits nach wenigen Kilometern merkte ich, dass meine Kondition noch zu wuenschen uebrig laesst, da ich zwar in San Cristobal 3x pro Woche Fussball gespielt hatte, doch dies reichte offensichtlich nicht fuer die Strasse. Ausserdem kam mir das Gepaeck wie mehrere hundert Kilogramm vor, da ich doch in der letzten Zeit hoechstens mit dem Fahrrad ohne Gepaeck in San Cristobal rumgefahren bin. Doch jammern bringt nichts und so setzte ich meine Reise leidend durch die wunderschoene Gegend fort.

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Am Morgen war es oft sehr kalt, bis die Sonne schien, denn ich befand mich auf dem Hochplateau auf ueber 2200 m.u.M. Doch die Region steht offiziell unter dem Schutz der UNESCO. Die UNESCO verleiht den Titel Welterbe an Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend sind. Somit kam ich als erstes in San Miguel de Allende an, was ein sehr teures Pflaster ist, da alle pensionierten Amerikaner sich dort Haeuser gekauft haben und deshalb die Immobilien- und Lebenspreise drastisch erhoeht haben, Viva el Gringo.

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Von San Miguel ging es fuer mich weiter durch Wueste mit Kakteen und Gegenwind nach Guanajuato. Guanajuato ist natuerlich auch vom Weltkulturenerbe geschuetzt und sehr kolonialistisch und wunderschoen. Frueher war Guanajuato eine Minenstadt, wo frueher viel Silber abgebaut wurde und der Stadt so zu Reichtum verhalf. Im Untergrund der Stadt gibt es immer noch Tunnel, welche nun aber fuer den Verkehr genuetzt werden.

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Aber nach so vielen Kolonialstaedten hatte ich die Schnauze voll und war froh, schon bald wieder in die Halbwueste Richtung Guadalajara weiterzufahren. Endlich kam fuer mich so richtig Mexicofeeling auf, da doch vor allem Mexico in meiner Einbildung aus Kakteen und Wueste bestand, gottlob ist da aber noch mehr. Vor allem sah ich neben der Strasse Mais und Agave. Aus Agave wird der beruehmte Tequila hergestellt, der in der ganzen Welt getrunken wird.

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Agavepflanzen

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Maisuberreste

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In einem Tag werde ich in Guadalajara ankommen, wo ich wieder in einem Casa de Cyclista uebernachten und vielleicht sogar Weihnachten dort feiern werde, News folgen bestimmt…

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La virgen de Guadaloupe

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Der 12. Dezember ist in Mexiko ein grosser Feiertag fuer die Virgen de Guadaloupe, welche urspruenglich von der katolischen Kirche her kommt, jedoch heute mehr das Symbol in Mexico fuer die “madre tierra” (Muttererde) ist. Aus dem ganzen Land schwaermen die Pilger nach San Cristobal oder auch nach Mexico City aus, weil es dort Kirchen der Virgen de Guadaloupe hat. Auch gibt es ueberall Umzuege und die Kinder werden zum Teil selber als Virgen de Guadaloupe verkleidet und nehmen so am Umzug Teil, natuerlich immer mit dem geliebten Auto.

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Neben dem Virgenkult, wird natuerlich auch ein riesiges Fest gemacht, mit Essen, Trinken, Spiele etc. Die Mexikaner wissen nur allzugut wie man festet.

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Ausserdem gibt es noch weitere gute News: Ich habe es endlich geschafft San Cristobal zu verlassen und bin mit dem Bus ein weiteres Mal nach Mexico City gefahren, wo mein Fahrrad zwischengelagert war. Danach nahm ich den Bus nach Queretaro, da ich die grosse Stadt Mexico nicht mit dem Fahrrad verlassen wollte, wo ich nun meine Reise vortgesetzt habe. Fortsetzung folgt, es gibt jedoch wieder einmal ein Bild meines Fahrrades, ich habe es sehr vermisst und bin nun richtig heiss, weiterzutrampen, da ich nun eine sehr grosse Pause hinter mir habe.

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Mexico City y la playa

Nach ueber 6 Wochen in San Cristobal war es Zeit fuer mich, meine Zelte aufzuschlagen und weiter zu ziehen. Da Vicky, meine mexikanische Mutter mich in ihr Haus nach Mexico City einlud, nahm ich mit ihr den Bus in die Hauptstadt, welche ueber 28 Millionen Einwohner hat und damit zur drittgroessten Stadt der Welt zaehlt, hinter Tokyo und New York.

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Es ist fuer mich schon schwer vorstellbar, wie so viele Leute zusammen in einem riesigen Tal wohnen koennen, aber offenbar funktioniert es. Ich habe mir Mexico City ganz anders vorgestellt, doch schlussendlichc hat diese Stadt auch ihre Reize und mit Einheimischen ist es sowieso besser, da diese alles kennen und mir zeigen konnten. Vicky nahm sich viel Zeit mit mir und wir fuhren mit der Metro oder mit dem Auto in der Stadt herum. Obwohl auch sie in Mexico City wohnen dauert es von ihrem Haus bis ins Zentrum 1.5 Stunden, in der Rush-Hour kann es ueber 2 Stunden dauern.

Torre Latina, ehemals hoechster Turm von Mittel- und Suedamerika

Opera Bellas Artes

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Da die Mexikaner sehr gastfreundlich sind, wurde ich an einem Samstag an eine Taufe des Enkels eingeladen, wo ueber 30 Leute imselben Haus feierten. Ein Brauch in Mexico an einer Taufe ist es, Geld in die Menge zu werfen, welches man dann am Boden sammeln kann. Wer hat am Schluss am meisten? Ich wurde an dieser Taufe wie ein Teil der Familie aufgenommen und fuehlte mich wie zu Hause, nur sprachen alle nicht Deutsch sondern Spanisch.

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v.l.n.r: Vicky, Rodolfo, yo y la madre de Vicky

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Nach 5 Tagen in der Hauptstadt nahm ich den Bus an den Pazifik nach Zipolite, wo ich mit der Tochter Iliana 7 Tage am Strand verbrachte, ehe ich wieder zurueck in die Hauptstadt ging, um meine Reise mit dem Fahrrad vortzusetzen.

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Strand von Zipolite

Zipolite liegt im Staate Oaxaca an der Pazifikkueste und ist ein kleines Dorf, welches jedoch in der Hochsaison viele Touristen anzieht. Doch wir hatten Glueck und die vielen Touristen blieben im November noch aus. Da Iliana schon einmal dort gearbeitet hatte, kannte sie alle Leute und ich lernte viele neue Personen kennen, welche aus aller Welt dort sind.

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Die Temperaturen waren ueber 30 Grad und das Wasser war schon fast heiss und wir mussten uns zwischen 13 bis 16 Uhr in den Schatten legen und die Siesta machen, da um diese Zeit die Sonne zu stark auf der Haut brannte. Die Leute hier wohnen zum Teil sehr einfach und brauchen nicht viel, um gluecklich zu sein, da der Strand und die Umgebung viel zu bieten hat. Zum Glueck hat es hier noch nicht die ganz grossen Hotelkomplexe, welche man z.B. weiter noerdlich in Acapulco antrifft.

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Ich lernte nun wieder einen weiteren neuen Ort von Mexico kennen, doch nun ist es an der Zeit, wieder das Fahrrad unter den hintern zu schwingen und weiter zu ziehen, da ich noch viel mehr von diesem Land und Leuten sehen will. Doch Mexico ist zu einem meiner Favoriten aufgestiegen, da dieses Land sehr abwechslungsreich ist, super Leute hat und sehr gutes Essen bieten kann. Hasta luego…

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Dia de los muertos

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Der  1. und 2. Novbember wird  hier in Mexico gross gefeiert, denn am Dia de los Muertos (Allerheiligen in der Schweiz) wird den Toten gedenkt. Dazu geizen die Mexikaner natuerlich nicht mit Feierlichkeiten, im Gegenteil. Fast in jedem Haus steht ein Altar mit den Fotos verstorbener Familienmitglieder oder sonstigen grossen Personen, welche den Leuten wichtig waren oder es immer noch sind.

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DSCN6069Der Altar wird mit Blumen geschmueckt und dazu werden auch Getraenke (z.B. Tequila) oder Nahrungsmittel (z.B. Mais) aufgestellt, damit die Toten nicht verhungern bzw. verdursten,wenn sie am Dia de los Muertos zurueckkommen. Je nachdem was der Tote gerne gehabt hat, wird dem Altar beigefuegt. Es war fuer mich sehr imposant zu sehen, wie die Leute hier die Altare geschmueckt haben und mit welcher Wichtigkeit dieser Tag gefeiert wurde. Denn der Tod ist ein Teil des Lebens, den es zu akzeptieren gibt und dem man nicht ausweichen kann.

Aber nicht nur Altare wurden geschmueckt, sondern die Leute gingen auch in Scharen auf den Friedhof, um Blumen zu den Graebern zu geben und sich mit der Familie zu treffen. So kam es vor, dass auf dem Friedhof bei den Graebstaetten gesungen, Alkohol getrunken und gegessene wurde. Die ganze Szenerie hatte etwas von einem Familienfest, welches statt im eigenen Garten auf dem Friedhof stattfand.

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DSCN6131Neben dem Dia de los muertos habe ich noch viele interessante Projekte kennengelernt, welche hier in San Cristobal den Ursprung haben. Ich besuchte Miguel, welcher Besitzer des Fahrradladens Jaguar de Madera ist. Er repariert nicht nur Fahrraeder, sonder macht auch Waschmaschienen oder Mixer, welche mit dem Fahhrad angetrieben werden. Sein Video ist super: http://vimeo.com/57406683

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Doppeldecker

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Miguels Mixer

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Velowaschmaschiene

Ausserdem lebt er mit seinem Bruder in einem Haus, welches aus Lehm hergestellt wurde und welches durch Solarenergie seinen Energiehaushalt regeln kann. Miguel ist eine jener Personen, welche uns allen Inspiration fuer ein einfaches, aber auch oekologisch-sinnvolles Leben geben kann. Ich war jedenfalls tief beeindruckt von all seinen Projekten. Denn wer willl schon nicht eine Waschmaschiene, welche durch die eigene Muskelkraft die Kleider saeubern kann???

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Nun bin ich ja bekanntlilch schon seit einem Monat hier in San Cristobal und es ist nun definitv Zeit fuer mich, die Zelte abzubrechen und weiterzuziehen. Ich habe viele tolle Leute getroffen, doch nun will ich den Rest von Mexiko auch noch entdecken. Bis bald…

Hecho en Mexico

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Eigentlich war mein Plan, dass ich 3 bis 4 Tage hier in San Cristobal bleibe, um mich dann auf den Weg Richtung Norden zu machen. Doch zum Glueck ist das Leben nicht nur durchdacht und strukturiert, sondern manchmal auch spontan und chaotisch. Ich lernte die Familie von Vicky und Iliana kennen, bei welcher ich nun seit ein paar Tage wohne und wo ich mich sehr willkommen fuehle. Von der Gastfreundschaft der Mexikaner koennen wir noch einiges lernen, da ist es kein Problem, dass ein “Fremder”, wie ich es bin und welchen man erst seit einer Woche kennt, im Haus uebernachten kann.

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Ily y Vicky

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Vicky, yo y Valeska

Die Familie besitz ein Restaurant/Bar, welche jeden Tag Livemusik bietet und sehr gutes Essen hat. Ich durfte nach langer Zeit ohne Arbeit auch wieder einmal im Service arbeiten, da eine Gruppe von 50 Studenten zum Nachtessen kam. Nach ueber 11 Monaten ohne arbeiten (Fahrradfahren zaehlt nicht dazu), war ich froh, wieder einmal richtig anpacken zu koennen. Vicky die Mutter ist grossartig, sie kommt nach der Arbeit auch noch  mit uns “jungen” in den Ausgang und das bis 6 Uhr morgens, VIVA MEXICO.

Aber momentan ist in Mexico nicht nur Friede, Freude und Eierkuchen, denn es geht im Land momentan um wichtige Entscheidungen, die gefaellt werden muessen, da die Lehrer seit 2 Monaten im Streik sind und die Kinder seit Ende Juli nicht mehr zur Schule gehen. Im Fernsehen sieht man deshalb oft gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Lehrer und der Polizei, eine Einigung scheint nur bis zum heutigen Zeitpunkt in einzelnen Bundesstaaten moeglich.

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Die Leute hoffen natuerlich alle auf ein baldiges Ende dieser Proteste, denn die leidtragenden dieser ganzen Geschichte sind die Kinder, welche nicht in die Schule gehen koennen und sich langweilen, und Langeweile ist Naehrboden fuer bloede Ideen. Aber wie ueberall auf der Welt wird halt in der Bildung immer als erstes gespart und die Lehrer sind am Ende die Sklaven der Politiker.

In und um San Cristobal hat es wunderschoene Kirchen, welche man besichtigen kann. Diese Kirche untenstehend ist eine spezielle, denn im Innern gibt es keine Baenke und Stuehle (fotografieren verboten) und die Leute sitzen dort auf dem Boden und beten zu den jeweiligen Heiligen, es hat sogar Schamanen, welche Prozessionen in dieser Kirche durchfuehren, sehr eindruecklich. Ausserdem sind die Leute drinnen und trinken Schnaps, welcher aber auch geopfert wird.

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MEXXXXXICO

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Nun bin ich auch in Mexico, besser gesagt in San Cristobal de las Casas angekommen. Diese Stadt ist eine der schoensten in Mexico, somit habe ich das Highlight schon am Anfang meiner Reise hier in diesem Land. San Cristobal liegt im Bundestaat Chiapas, welcher vor allem fuer den Aufstand der Zapatisten bekannt ist, welche sich fuer die Rechte von der indigenen Bevoelkerung einsetzte und Teilerfolge erziehlen konnte, da die Nachkommen der Maya in der heutigen Gesellschaft immer noch stark benachteiligt wurden.

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Das Angebot an Fruechten und Gemuese ist hier sogar noch groesser als in den anderen Laendern, welche ich bereist habe. Ausserdem ist der Strassenfood hier gut und billig, so kann man fuer CHF 1.20 4 Tacos mit Fleisch und Chilli essen, was braucht das (Radler)Herz mehr? San Cristobal ist auch klimatisch sehr angenehm, da es auf 2200 m.u.M. liegt und somit milde Temperaturen herrschen, die Hitze folgt dann fuer mich noch an der Kueste und in der Baja California.

Ein Highlight, welches man 250 km von San Cristobal besuchen kann ist Palenque, welches Ruinen der Maya sind. Ich entschied mich eine Tagestour dorthin mit einer Reisegruppe zu unternehmen, um einen der Hoehepunkte meiner Mexikoreise zu sehen. Ich musste um 5.30 Uhr aufstehen und kam erst am Abend um 22.30 wieder nach Hause in mein Hostel. Auf dem Weg dorthin hielten wir noch bei einem riesigen Wasserfall an, hinter welchem man sogar durchlaufen konnte. Da dieser Wasserfall im Dschungel liegt und es hier in Mexiko immer noch Regenzeit bis Ende Oktober ist, war unsere Gruppe am Schluss durch den Wasserfall und den Regen durchnaesst, was jedoch keine Rolle spielte, da wir Ersatzkleider dabei hatten.

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In Palenque angekommen waren wir alle sehr beeindruckt von den Ruinen, welche die Maya 100 v. Christus erbauten und welche seine Bluetezeit zwischen 630 und 740 n. Christus hatte, da in dieser Zeit viele Plazas und Gebaeude in Palenque errichtet wurden. Nach 900 war Palenque im Grossen und Ganzen verlassen. Weshalb die Maya die Ruinen verliessen, kann bis heute nicht genau gesagt werden. In dieser Gegend, die Mexikos staerkste Regenfaelle verzeichnet, was wir auch selber am eigenen Koerper erfahren mussten, waren die Ruinen schnell ueberwachsen und der westlichen Welt war die Stadt bis 1746 unbekannt. Damals erzaehlten Mayajaeger dem spanischen Priester Antonio de Solis von der Existenz eines Palasts im Urwald. Es dauerte dann jedoch bis 1952, bis ein mexikanischer Forscher die versteckte Krypta des Pakal (einflussreicher Herrscher der Maya) freilegte.

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El Templo de Las Inscripciones

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Das Reich der Maya reichte von Mexiko nach Belize, zum Norden von Guatemala bis nach Honduras. Die klassische Mayastadt, wie sie in Palenque steht, fungierte fuer umliegende Bauerndoerfer als religioeser, politischer und wirtschaftlicher Mittelpunkt. Vom Gebiet um Palenque ist jedoch nur 10% befreit vom Urwald, der Rest wird immer noch von der Natuer bedeckt. Die Maya waren auf einem hohen Niveau von Architektur, Kunst, Astronomie, Mathematik und Astrologie.

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El templo del Sol

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El templo de la Cruz

Es war sehr faszinierend und mythisch, durch den Dschungel zu laufen und diese Eindrueckliche Bauwerke bestaunen zu duerfen. Unser Fuehrer erklaerte und alles genau und ich haette am liebsten in diese Zeit zurueckversetzt werden wollen, um alles “live” mitverfolgen zu koennen. Wenn die Zeitmaschiene erscheint, werde ich davon sicherlich einer der ersten Passagieren sein.

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DSCN5460Chiapas, das Gebiet rund um Palenque ist fuer mich nicht das “typische” Mexiko, welches ich aus den Filmen kenne, doch gegen Norden zu wird es sicherlich trockener und dann sehne ich mich sicher nach dem Regen, welchen es hier zu Haufen gibt.

La despedida

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Marlon und Elisabeth, die Lehrer unserer Schule (18 und 21 Jahre alt)

Der Mensch ist definitv ein Gewohnheitstier, das wird mir immer wieder bewusst, wenn ich nach einer gewissen Zeit, in meinem Fall nach 3 Wochen in San Pedro la Laguna, mein Fahrrad wieder unter meinen Hintern schwingen muss. Doch auch diesmal hat es wieder geklappt, ehrlich gesagt habe ich das radeln sogar ein bisschen vermisst, was nicht erstaunt aber dennoch gut ist, da ich vor meiner Pause keine grosse Motivation mehr hatte weiterzureisen. Mit meiner Klasse bestiegen wir noch an meinem zweitletzten Tag den Vulkan San Pedro, welcher ueber 3000 m liegt und eine wunderbare Aussicht ueber den Lago Atitlan freigibt.DSCN5075

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Doch von San Pedro ging es dann fuer mich weiter nach Cuatro Caminos, wo ich bei Carl, einem 65-jaehrigen Radfanatiker fuer 3 Naechte uebernachten konnte und einen Vulkan mit ihm bestieg. Um nach Cuatro Caminos zu gelangen musste ich einen Pass von ueber 3000 m bezwingen, kein Wunder hiess dieser Ort Alaska, da es dort wirklich kalt war.

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Carl kenne ich vom Netz warmshowers.org, das ist das Couchsurfing fuer Radler, wo man bei den Leuten gratis uebernachten kann. Natuerlich stellt man dafuer den Leuten dann auch einen Platz in seinem Heim zur Verfuegung, eine warme Douche und ein (trockener) Platz zum schlafen, mehr braucht es nicht um ein Radlerherz gluecklich zu machen. Carl ist seit 35 Jahren mit einer indigenen Frau von Guatemala verheiratet, hat 3 Kinder und all sein Gemuese und Fruechte kommen aus seinem Garten, sogar das Huhn wird nur aus seinem Besitz geschlachtet und gegessen, sehr eindruecklich, wie man sich gesund ernaehren kann.

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Aussicht vom bestiegenen Vulkan

In Huehetenango profitierte ich in der darauffolgenden Nacht auch von warmshowers und konte bei Arturo gratis uebernachten, super System, welches ich in Mexiko und dann an der Westkueste mehr nutzen werde.

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Arturo y yo

Bevor ich die Grenze zu Mexiko erreichte, fuhr ich durch schoene Pinienwaelder, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Fuer mich war dieser Part einer der Schoensten, welchen ich auf meiner Reise bisher gesehen habe. Natuerlich soll und will ich nichts vergleichen, doch die Pinien, die Ruhe und die Natur waren einzigartig.

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Ich werde Guatemala vermissen, da es sehr viele schoene Ecken hat, welche ich noch nicht entdecken konnte. Neben Ecuador ist bis jetzt Guatemala eines meiner Lieblingslaender, wegen den Bergen, den Seen und der Tradition, welche in beiden Laendern gepflegt wird.

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Von ueber 2000 Hoehemeter in Huehetenango fuhr ich unter 1000 Hoehemeter an die Grenze zu Mexiko, was fuer mich fast 80 km nur bergab bedeutete, welche ich jedoch in Mexiko wieder hinaufradeln sollte, wie sich bald herausstellte. Schliesslich kam ich an der Grenze zu Mexiko an und stiess einen Jubelschrei aus, da ich schon immer nach Mexiko gehen wollte und nun endlich am Ziel angelangt war.

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Die Einreise war sehr einfach und ich musste nicht einmal etwas bezahlen (Die Amerikaner, Kanadier und Australier muessen fast in jedem Land ueber 100 Dollar zur Einreise bezahlen). Mit meinem Visum fuer 180 Tage und einer Strecke von ueber 4000 km bis zur Grenze zur USA begann dann ein neuer Abschnitt durch hitzige Felder, bevor sich die Berge vor mir aufbaeumten, welche ich in einem langen Anstieg bezwingen musste. Nach Mexico-City sind es “nur” 1364 km, auf gehts…

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Mein erster Morgen in Mexico

Vivir en el momento

Eine simple Weisheit besagt, dass man im Augenblick leben soll, doch dies wirklich umzusetzen faellt oft nicht leicht. Doch momentan kann ich sagen, dass ich wirklich genau dies umsetze, da es hier am Lago Atitlan einfach so unglaublich schoen und ruhig ist, dass ich es manchmal selber nicht fassen kann, hier temporaer zu leben. Ich habe pro Tag 3 Lektionen Spanischunterricht 1:1, das heist nur ich und mein Lehrer Renee, mit welchem ich auch zusammen in der Schule lebe, esse und auf spanisch Spreche.

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Mein “Schulzimmer” befindet sich auf dem Dach seines Hauses im 2. Stock und ich kann von meinem Tisch aus auf den wunderschoenen See schauen, EIN TRAUM. Die Privatlektion kostet pro Stunde 5 Dollar, in Buenos Aires waren es als Vergleich 20 Dollar. Die spanische Sprache kennt 13 Zeiten, von welchen ich nun bereits 8 gelernt habe und den Rest noch in einer Woche lernen werde. Dazu kam noch eine Liste mit 450 Verben, von welchen ich 120 nicht kannte und nun auch noch am lernen bin, es geht also immer etwas und ein bisschen Gehirntraining schadet auch nie.

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Andrews 28 Geburtstag

El nariz del indio (Indianernase) ist ein wunderschoener Aussichtspunkt hoch ueber dem Lago Atitlan, welchen ich mit meinem Mitbewohner Andrew an seinem Geburtstag bestiegen habe, um 4 Uhr am Morgen ging es los, da wir von dort aus den Sonnenaufgang bestaunen wollten. Unser Fuehrer fuehrte und dann mit einer anderen Gruppe dort hoch, was insgesamt 40 Minuten dauerte. Doch das Fruehaufstehen lohnte sich zu 100%, da wir mit einer wunderschoenen Aussicht belohnt wurden und von wo aus wir San Pedro, unser zu Hause sehen konnten. Wenn ich nun die Bilder selber wieder betrachte, kann ich gar nicht glauben, was ich fotografiert und gesehen habe. Der Thunersee kriegt allmaelich grosse Konkurrenz, aber das Seehaus ist immer noch schwer zu schlagen. Am Abend kochten wir dann fuer ihn, alle Lehrer und Studenten noch Spaghetti, um seinen Geburtstag noch richtig feiern zu koennen.

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San Pedro, meine Wahlheimat direkt hinter mir

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 Da ich neben dem Lago Atitlan auch noch andere Regionen von Guatemala kennenlernen wollte und ausserdem diverse Sachen fuer mein Velo brauchte, fuhr ich mit dem Bus mit meinen Mitstudenten nach Xela, die zweitgroesste Stadt von Guatemala, in welcher 225000 Leute leben und somit noch uebersichtlich ist. Da Renee, mein Lehrer auch in die Stadt musste, gingen wir alle zusammen, um Xela zu entdecken. Renees Schwester mit ihrem Mann wohnen auch dort und so konnten wir mit ihnen die Stadt entdecken und einen Aussichtspunkt aufsuchen, von welchem wir jedoch nicht viel sahen, da es sehr kalt, neblig und regnerisch war.

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v.l.n.r.: Renee, seine Schwester, ich, Andrew, Stephanie, Rose, Todd y Sergio

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Katze zu verkaufen

Das Busfahren ist hier in Guatemala immer ein Abenteuer, vor 2 Wochen kamen bei einem Unfall ueber 44 Menschen ums leben, doch es scheint, dass die Busfahrer daraus nicht viel gelernt haben, denn es wird immer noch gerast, gehupt und schnell gefahren. Aber das Busfahren werde ich sicherlich nie vergessen, da es wirklich ein Abenteuer ist, da man in den alten amerikanischen Schulbussen wie Sardinen eingequetscht ist, doch es wird trotzdem gelacht, warum bin ich eigentlich immer ueberall der Lauteste?????

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DSCN4996Doch der Seespiegel ist immer weiter am steigen und da wir uns momentan in der Regenzeit befinden, sind schon ein paar Haeuser und Baeume im Wasser verschwunden. Doch gemaess dem Mayakalender, geht der Anstieg 50 Jahre, befor dann der Seespiegel wieder abnimmt. Denn der Lago Atitlan hat keinen Abfluss, hoffen wir dass die Maya Recht behalten werden.

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Independencia y mercado

Der 15. September ist der Nationalfeiertag von Guatemala, da sich die guatemaltecos an diesem Datum von Spanien befreien konnten. Irgendwie ist es schon lustig, wie ich immer wieder an Orte komme, wo irgendein Nationalfeiertag oder sonst eine “Hundsverlochete” stattfindet. Auf dem Weg mit dem Bus nach Chichicastenango (kurz Chichi), konnten wir eine Parade sehen, welche dem Bus den ganzen Weg versperrte und weshalb wir ausstiegen, um mit den Leuten zu sprechen, Fotos zu machen und zu tanzen. Wir kamen dann schliesslich ueber eine Stunde spaeter als geplant in Chichi an, doch die Begegnung mit der Festgemeinschaft war es auf jeden Fall wert.

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Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie die Leute hier in Mittelamerika die Feste zelebrieren und natuerlich auch ihre Unabhaengigkeit feiern, welche sie sich gegen die Spanier erkaempfen mussten. Jedes Dorf hat ausserdem ihre Schoenheitskoenigin, welche jedoch nicht nur huebsch, sondern intelligent sein muss und die Kultur der Maya vertritt. An diesem Tag waren jedenfalls im ganzen Land die Farben der Landesflaggen blau und weiss ueberall bestens vertreten, da kann der 1. August in der Schweiz nicht mithalten.

DSCN4710DSCN4753DSCN4783DSCN4779Anstatt Autos sind die Leute auf der Strasse

Chichi ist bekannt fuer seinen bunten Markt und deshalb gingen Andrew (mein Mitbewohner aus Texas) und ich mit dem Bus dorthin. Dieser Markt findet nur am Donnerstag und Sonntag statt und es kommen viele Einheimische, aber auch natuerlich Gringos, welche sich diese Farbvielfalt und das Treiben auch nicht entgehen lassen wollen. Es gibt viele Kleidung, aber natuerlich auch Gemuese und Fruechte zu kaufen, welche sehr Frisch sind. Die Fruechte und das Gemuese hier sind wirklich ausserordentlich billig und immer frisch, man kann sich hier nur gesund ernaehren und lernt neue Rezepte kennen, welche man dann gleich ausprobieren kann, nichts mit Tiefkuehlessen. Ich liebe es hier in Guatemala durch die Maerkte zu stoebern, den Leuten zuzuschauen und einen frisch gepressten Fruchtsaft zu trinken. In der Migros oder Coop wird das Gemuese schoen auf Regalen zum Verkauf angeboten, hier reicht eine Decke auf dem Fussboden, damit gefeilscht werden kann und das Gemuese ist erst noch frischer hier.

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Guatemala erinnert mich stark an Ecuador, da hier auch die Leute in der traditionellen Kleidung herumlaufen und nicht die neuste Mode aus den USA tragen, was auch gut ist. Denn die Kleidung ist ein wichtiger Bestandteil der Kultur, sogar in unserer Schule tragen die Lehrerinnen die traditionelle Kleidung. Schlussendlich habe ich jedoch am Markt nichts gekauft, da jedes Kilo mehr mit dem Fahrrad nur Ballast ist.

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In meinen Augen hat Guatemala sehr viel zu bieten und wird in den naechsten 10 Jahren sicherlich nochmals einen Schritt nach vorne machen in Sachen Tourismus, ich hoffe nur, dass die Traditionen weiterhin beibehalten werden, denn genau dies macht den Charme dieses Landes aus.