Ecuador, te quiero

Obwohl ich waehrend meines Radleralltages meistens am schwitzen und stoehnen bin, da die Anden mir alles abverlangen, gefaellt es mir sehr gut hier in Ecuador. Die Leute sind viel entspannter hier in den Bergen als im Norden von Peru und es geht alles recht freundlich und gemaechlich zu und her.

DSCN1830Die Landschaft ist sehr interessant, manchmal erinnert es mich ein bisschen ans gute alte Emmental. Nur dass natuerlich der Hoehenunterschied deutlich hoeher liegt hier in Ecuador. Die Strassen hier sind in einem sehr guten Zustand, was auch auf den aktuellen Praesidenten von Ecuador, Raffael Correa, zurueckzufuehren ist. Denn in Ecuador gab es die “Revolucion Ciudadana”, welche ein Projekt der Linken ist, um die Bildung, Gesundheit etc. im Land zu staerken. Dank den grossen Oelvorkommen im Amazonasgebiet von Ecuador ist dies auch moeglich und eigentlich alle Leute hier sind mit der aktuellen Politik zufrieden, weil sie fuer viele neue Moeglichkeiten eroeffnet. Es sind also hier nicht nur leere Worte wie Beispielsweise die Rhetorik von Obama in Amerika. Deshalb stehen ueberall auf der Strasse solche Wahlpropaganden wie untenstehend, auch im Fernseher ist dies zu beobachten, sogar waehrend den Fussballspielen.

Imagen 342DSCN1818DSCN1815DSCN1829Manchmal merke ich erst wenn ich die Schilder sehe, wie hoch ich wieder bin. Da ich eine sehr ungenaue Karte von Ecuador besitze, lasse ich mich jeden Tag wieder von den Begebenheiten der Strassen und der Hoehenmeter ueberraschen.

Das schoene an Ecuador ist, dass es ueberall frisches Gemuese gibt und dies zu sehr guten Preisen. Ausserdem ist fast alles organico, also bio.. Neben dem vielen Gemuese gibt es hier natuerlich auch viel Fleisch, doch wenn ich das Fleisch so im Mark sehe und rieche, ueberlege ich mir manchmal ob ich nun nicht doch Vegetarier werden moechte. Weil all die Fliegen, welche sich auf dem Fleisch befinden sind nicht unbedingt apetiterregend.

DSCN1863DSCN1865DSCN1864DSCN1835Wer will schon ein Stueck Fleisch, wenn man sich eine ganze Sau leisten kann?

DSCN1866DSCN1906DSCN1891In Cuenca angekommen, habe ich mich fuer 3 Tage niedergelassen, da es die schoenste Stadt von Ecuador sein soll. Die Gebaeude haben den Kolonialstil meistens beibehalten und auch die Strassen sind alle gepflastert, sehr huebsch um ein bisschen auszuspannen, doch ich bin lieber auf der Strasse in der Natur unterwegs, um das Land von seiner anderen Seite kennenzulernen. Die bunten Maerkte mit den Souvenirs gehoeren natuerlich auch zu Ecuador, doch ich kann mir gar nichts kaufen, da alles Material, welches ich mit mir mitschleppe nur mehr Gewicht fuer mich und mein Fahrrad bedeutet. Deshalb habe ich schon diverse Sachen und Buecher weggegeben, um “nur” das noetigste zu haben (zumindest in meinem Sinn).

DSCN1862DSCN1860DSCN1889DSCN1898Wie meine Reise weitergehen wird, werde ich sehen. Doch ich blicke zuversichtlich in die Zukunft, obwohl ich weiss, dass noch manche harte Etappen vor mir stehen. Doch ich bin gluecklich selber zu reisen, da ich somit meine eigenen Entscheidungen treffen kann und auch Zeit fuer mich habe, denn in zwei Wochen bin ich schon in einer Schule in Salasaca, Ecuador am arbeiten.

DSCN1901Nach fast 2 Wochen unterwegs traf ich nun meine ersten Radlerfreunde aus Deutschland, Frankreich und Argentinien, welche von Mexiko, meiner Zieldestination gestartet sind und nach Argentinien gehen wollen, also genau die umgekehrte Route von mir machen. Ich hoffe natuerlich noch mehr Leute zu treffen, welche vielleicht sogar auch Richtung Norden gehen.

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Viva la vida

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Bevor ich mich auf meine alleinige Reise in den Norden unterwegs machte, hatten wir noch 3 interessante Abende in Trujillo mit Lucho, dem Besitzer des Casa de Cyclista, und mit 3 Franzosen, welche alle vom Norden (Mexiko und Quebec) kamen und mir viele Tipps fuer die weitere Reise geben konnten.

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Erwaehnenswert ist dabei Remi aus Frankreich, welcher von Mexiko bis nach Argentinien zu seiner Grossmutter faehrt und dabei nur einen Rucksack mit all seinem Gepaeck dabei hat. Da kommt man sich schon ein bisschen doof vor mit seinen 5 Taschen. Aber er hat kein Zelt, kein Kocher und kann auch nicht viel Nahrung mit sich nehmen, muss zum Teil bis zu  200 km taeglich machen um essen zu koennen und irgendwo zu schlafen, aber auch das geht, denn es gibt immer eine Loesung.

Meine Fahrt durch den Norden war vor allem eine Fahrt gegen die Sonne und die Wueste. Doch zum Glueck hatte ich Rueckenwind und so konnte ich in 5 Tagen 550 km machen und so bis zur Grenze von Ecuador vorstossen. Doch die Gegend war ziemlich oede und ich musste mich immer wieder selbst motivieren, Musik hoeren oder Grammatik auf dem Fahrrad lernen, damit die Zeit verging.

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Doch als ich dann in der Wueste uebernachtete hatte ich dann ENDLICH meinen ersten Plattfuss beim Hinterreifen, da es dort viele Dornen hatte. Denn bis anhin wurde ich von grossen Materialschaeden verschont und konnte somit meine handwerklichen Faehigkeiten auch unter Beweis stellen. Ich ging im Eiltempo voran, da ich unbedingt nach Ecuador wollte, da mir der Norden von Peru irgendwie zu oede war.

Via den Grenzuebergang Macara kam ich schliesslich nach Ecuador, wo mich ploetzlich eine ganz andere Landschaft erwartete. Alles war gruen und die Waehrung war nun der Dollar, da sie hier (wie in vielen suedamerikanischen Laendern) Probleme mit der alten Waehrung hatten und seit 2000 mit dem Dollar die Broetchen bezahlen. Doch Ecuador ist nicht nur schoen, sondern auch hart, vor allem fuer Radfahrer. Denn hier geht es normalerweise 20 km hoch, dann wieder 20 km runter und dann wieder dasselbe von Anfang an.  Aber die Landschaft entschaedigt fuer die Qualen, welche hier mir begegnen, ausserdem ist es ein gutes Hoehetraining hier, da ich mich mehr oder weniger constant auf 2000-3500 m befinde. Doch ich muss frueh um 6 Uhr aufstehen, wenn es noch nicht so heiss ist, denn am Nachmittag drueckt die Sonne fast zu fest, doch dank den Hoehenwinden geht auch dies gut, nur habe ich dann halt viel Gegenwind, was das Vorwaertskommen auch nicht einfacher macht, vale la pena.

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Die erste Nacht konnte ich uebrigens auf dem Schulareal von Limon verbringen, wo ich auch mein Zelt aufstellen konnte (klein im Hintergrund). Ich freue mich, dass ich nun laenger in diesem schoenen Land bleiben kann um die Kultur und Menschen von hier besser kennen zu lernen.

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Da ich auf meinen Bergetappen zu viel schwitzte, habe ich nun wieder kurzes Haar, irgendwie doch noch praktisch… Meine Coiffeuse hatte jedoch weniger ihren Spass (letztes Foto), doch fuer 2 Dollar kann ich nichts sagen.

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Quedar es existir, viajar es vivir

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Ich befand mich nun seit zwei Monaten in Chile und es war an der Zeit weiter zu ziehen. Da der ganze Norden von Chile und auch die ganze Kueste von Peru nur aus Wueste besteht, entschied ich mich, den Bus nach Lima bzw. nach Trujillo im Norden von Peru zu nehmen, um dann von dort mit dem Fahrrad weiter zu fahren. Die Distanz war ca. 3200 km, etwa jene Distanz, welche Remy und ich in 2 Monaten mit dem Fahrrad absolvierten.

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Die Fahrt bis Lima sollte insgesamt 54 Stunden (mehr als 2 Tage im Bus, haha) dauern, doch da es einen Unfall auf dem Weg gab und wir an der Grenze zu Peru warten mussten, verlaengerte sich die Fahrt auf 70 Stunden. Um nach Trujillo zu gelangen war ich dann anschliessend am gleichen Tag nochmals 10 Stunden im Bus, doch dies war dann noch eine Kleinigkeit im Vergleich zur gesamten Reise.

Dies war sicherlich meine laengste Reise, welche ich bis jetzt in meinem Leben gemacht habe, den ich verbrachte insgesamt mehr als 3 Tage nur im Bus und nach einer gewissen Zeit wusste ich nicht mehr, wie ich nun sitzen soll. Das einzige was man waehrend der ganzen Zeit sah war: Wueste.

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Im Bus war ich der einzige “weisse”, welcher sic him Bus befand, die anderen Passagieren waren alle von Ecuador, Peru oder Kolumbien, welche zum Teil 6 Tage bis nach Cali in Kolumbien unterwegs waren. Ich wurde von allen nur “Gringo” genannt, doch dies machte mir nichts aus, da dies nicht boese gemeint ist. Die Sprache war natuerlich Spanisch und die Ecuadorianer sorgten fuer gute Stimmung im Bus, da es sonst immer 4 oder 5 Filme hintereinander gab, von welchen einer schlechter war als der andere. Doch ich nutzte diese Zeit um spanische Grammatik zu lernen, zu lesen, mit den Leuten zu sprechen oder Musik zu hoeren.

Schlange am Zoll

Am Zoll mussten wir insgesamt 4 Stunden warten, weil alle Leute von Ecuador den neusten Flachbildschirm in Chile gekauft hatten (die meisten arbeiteten dort, dank der besseren Wirtschaftslage in Chile) und diese nun nach Hause zur Familie bringen wollten. Es schien fast so, dass der Flachbildschirm und alle anderen technischen Geraete wichtig fuer den Status sind. Andere hatten ihre ganze Haushaltsartikel dabei und dies musste natuerlich alles an der Grenze versteuert bzw. deklariert warden. Soga ich musste mein Fahrrad angeben und etwa eine Stunde am Schalter warten, da nur eine Person fuer diese Arbeit zustaendig war.

Abuelita y yo

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Unterwegs gab es auch 3 Essen, welche im Preis von 100 USD fuer die Fahrt inbegriffen waren. Natuerlich gab es dann immer Reis und Huhn (pollo, que rico), welches ich dann nach einer gewissen Zeit gesehen hatte. Ausser einmal gab es eine Suppe mit leckeren Huehnerbeinen drin, welche ich aber nicht ass, man muss ja nicht alles probieren.

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Als ich dann nach ueber 3 Tagen in Trujillo ankam, konnte ich direkt in das Casa de cyclistas (http://www.cdc-trujillo.ath.cx/) gehen, welches von Lucho gefuehrt wird. Diese Casas de Cyclistas gibt es in der ganzen Welt, zwar nicht in allen Staedten, doch dort koennen Fahrradfahrer gratis uebernachten, ein Trinkgeld ist natuerlich jederzeit willkommen. Momentan bin ich der einzige Fahrradfahrer hier, mal schauen ob noch welche kommen.

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Ich nahm den Bus deswegen bis nach Trujillo, weil auf einem Velofahrerblog geschrieben wurde, dass der Norden von Peru sehr unsicher fuer Fahrradfahrer ist und man diesen Teil deshalb besser auslassen sollte. Ich sprach jedoch nun mit Lucho, dem Besitzer des Casa de cyclistas und er sagte mir, dass es in gewissen Staedten Polizeipatrouille gibt, welche mich dann begleiten kann, es jedoch sonst sicher sei. Trotz allem habe ich natuerlich immer noch gewissen Respekt, doch ich vertraue auf seine Meinung und werde nun diesen Part in Angriff nehmen, denn man darf sich auch nicht zu viel Angst machen, weil es sonst sowieso schief geht. In diesem Sinne noch ein paar schoene Zitate, welche von anderen Fahrradfahrern im Casa de Cyclistas aufgeschrieben wurden:

“No todos los que vagan estan perdidos”

“La aventura es una forma de anticiparse a la muerte”

“El hombre libre es dueño de sus alas y con ella dueño del universo”

“Viajar es una ruptura de los habitos, una conimpcion perpetua de todos los sentidos”

Rund um Trujillo gibt es ausserdem noch Tempel Chan-Chan der Chimu zu sehen, welche dann von den Inka “uebernommen” wurden. Die alten alten Tempel sind jedoch im Vergleich zum Machu Pichu in nicht so gutem Zustand, trotzdem interessant zu besichtigen. Trujillo kenne ich ja bereits ein bisschen, da ich vor 3 Jahren mit Thierry und Andrea auch hier war, deshalb will ich nun moeglichst schnell mit dem Fahrrad nach Ecuador, um neue Landschaften kennen zu lernen.

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Santiago alrededor

In Santiago habe ich die letzten Tage noch mit Remy verbracht, bis er dann nach Hause ging. Am gleichen Tag kam Lea aus Buenos Aires in Santiago an, welche ich noch von meiner Zeit in der Sprachschule kannte und mit welcher ich ein bisschen um Santiago rumreisen wollte.

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Somit machen wir uns daran Santiago unsicher zu machen, bevor wir dann an die Kueste gingen. Die meisten Leute sagen, was halt so die meisten Leute sagen, welche nie an einem Ort waren, aber genau wissen wollen wie es dort aussieht, naemlich, dass Santiago eher eine haessliche Stadt. Aber dem ist nicht so, im Gegenteil, die Stadt wird von den Anden umgeben und hat zwei grosse Huegel, den Cerro San Cristobal und der Cerro Santa Lucia, welche wir natuerlich beide bestiegen. Je nach Wetter- und Smoglage ist die Aussicht besser oder schlechter von diesen beiden Aussichtspunkten. Auf dem Cerro San Cristobal beschuetzt die heilige Maria natuerlich die 6-Millionen-Metropole.

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Nachdem wir dann uns dann die Hauptstadt ein bisschen angeschaut hatten, wollten wir noch in die Natur, in den “Parque Nacional La Campana” noerdlich von Valparaiso um der Alltagshektik zu entkommen. In diesem Parque waren wir die einzigen Camper, welche zu dieser Jahreszeit noch dort waren, da die Sommerferienzeit in Chile im Januar und Februar war und nun wieder alle ausser den Auslaendern arbeiten muessen, haha. Somit hatten wir den ganzen Camping fuer uns alleine und bestiegen am naechsten Tag einen Huegel im Nationalpark, welcher schon Charles Darwin im Jahre 1834 bestiegen hatte.

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Waehrend unseres Aufstieges hatten wir ausserdem noch Gesellschaft von zwei Hunden, welche uns ueber 5 Kilometer begeiteten und am Schluss ein bisschen Brot von uns erhielten, da wir selber fast zu wenig Nahrung dabei hatten.

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Nach 2 Naechten ohne heisses Wasser und nur mit Toastbrot und Avocados als Nahrung, gingen wir wieder in die Zivilisation nach Valparaiso zurueck, um uns wieder an das Stadtleben zu gewoehnen. Dies geht natuerlich immer schnell und der “Luxus” des warmen Wassers wird dann auch schon bald wieder schnell zum Alltag.

Valparaiso ist und bleibt meine Lieblingsstadt von Chile, da sie einfach so anders und frisch ist im Vergleich zur Metropole Santiago. Am Hafen hatte es sogar Seeloewen, welche wir dort besichtigen konnten. Doch der Kapitalismus macht auch vor Valparaiso keinen Halt, da am alten Hafen auch eine Shopping-Mall gebaut werden soll. Doch dies wollen die Portenos verhindern, hoffen wir, dass sie es schaffen werden.

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Fuer HP zum Uebersetzen

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Unsere Freundin Paula, welche im Hostel Angel in Valparaiso arbeitet zeigte uns ausserdem noch, wo es die groessten Empanadas des Landes gibt.

 

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Und zum Schluss noch dies: Ueberall im Land fuer alle Regierungsbauten steht diese Schild: Obras que unen Chilenos, was bedeutet: Werke, welche Chilenen vereinen, haha… Da stellt sich die Frage, ob diese Werke wichtiger sind als die Menschen, welche in diesem Land leben.